Was hilft wirklich gegen Schnarchen?

 Wer allein schläft, wird dieses Problem nicht kennen; aber wer das Bett mit jemandem teilt, wird zustimmen, dass eine häufige Schnarcherei ein echtes Problem darstellen kann. Nicht nur für den eigenen Schlaf, um den man gebracht wird, sondern auch für die Beziehung mit dem- oder derjenigen, wer einem derart nächtens auf den Wecker geht. Wachrütteln, Streit und Exil auf dem Sofa im Wohnzimmer?

Das kann es nicht sein. Es wird also angestrengt nach Methoden und Mitteln gesucht, das Schnarchen abzustellen. Die Palette geht von Hausmitteln über Anti-Schnarch-Artikel bis zu Tipps zur Änderung von Lebensweise oder Schlafgewohnheiten. Nicht alle Verfahren sind für jeden anwendbar; es wird eine Auswahl nötig sein. Aber schauen wir zuerst einmal, was das Scharchen überhaupt ist.

Der Hintergrund zu einem lästigen akustischen Problem

Das so wenig unterhaltsame Geräusch entsteht durch Atemluftbewegungen durch die oberen Atemwege. Jedoch nur bei einem Menschen, der schläft. An sich ist das ein natürlicher Vorgang, der nicht als 'Krankheit' definiert und behandelt wird. Was sich aber sagen lässt, ist, dass die Schnarchrate mit dem Alter zunimmt und auch Männer häufiger davon betroffen sind als Frauen.

Erst wenn exzessiv geschnarcht wird, entsteht für den Schlafenden eine Beeinträchtigung durch weniger Versorgung mit Sauerstoff, weshalb er aufwachen kann. Erst diese Fallbeschreibung schafft es in den Katalog der Krankheiten und wird nach der Internationalen Klassifizierung von Schlafstörungen als Rhonchopathie bezeichnet. Häufiges Aufwachen infolge von Sauerstoffmangel kann zu Übermüdungserscheinungen während des Tages führen und die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen.

Schnarchen

Klarer Fall von Schlafentzug also. Das rasselnde Geräusch beim Schnarchen geht auf ein Flattern von Gaumen und Gaumenzäpfchen im Luftstrom des Ein- und Ausatmens zurück. Der Rachen ist immer beteiligt und ergibt einen ordentlichen Resonanzkörper, wie ein Ohrenzeuge der nächtlichen Ruhestörung sicher bestätigen kann. Im Schlaf sind die Muskeln im Gaumensegelbereich erschlafft und lassen den Gaumen sich im Luftstrom bewegen.

Das Alter spielt deshalb eine Rolle, weil dann vormals stramme Muskulatur und Bindegewebe in diesem Bereich schlaff geworden sein können. Aber auch die Nase ist in diesem Konzert beteiligt. Ist sie verstopft, gibt es einen Schnupfen oder liegt sonst eine Verengung vor, trägt sie dazu bei, dass über den anderen Atemweg - den Mundraum - geatmet und gerasselt wird.

Nicht sehr kleidsam: die Unterkieferbinde

Jetzt ist auch kein Schnarchen wie das andere. Manche Leute schnarchen nur, wenn sie erkältet sind. Anderen geschieht es in jeder Nacht oder wann immer sie einnicken. Die Schlafgewohnheiten spielen eine Rolle, da Rückenlage das Aufklappen des Mundes begünstigt und dann durch den Mund statt durch die Nase geatmet wird. In anderen Schlafpositionen wird der Unterkiefer gestützt und es bleibt beim weitgehend geräuscharmen Atmen durch die Nase.

Diese Erkenntnis führte auch zur Entwicklung von solchen Anti-Schnarch-Artikeln wie der Kopfbinde, die einen Textilstreifen um das Kinn führt, um den Mund zuzuhalten während des Schlafes, unabhängig von der Schlafposition. Ob sich der Organismus damit austricksen und die Nasenatmung aktiv lässt?

Begreiflich, dass nicht jeder mit dieser Vorrrichtung auf dem Kopf einschlafen kann. Aber es gibt ja noch andere Lösungsansätze, wenn es auch schwierig scheint, jedes Konzept auf seine Wirksamkeit zu überprüfen, ohne jedes Produkt gleich kaufen zu müssen. Wenn nichts wirkt, tut es vielleicht ein Besuch beim Hals-Nasen-Ohren Arzt.

Der könnte ja herausfinden, dass etwas in der Nasenatmung nicht stimmt und deshalb nachts auf Mundatmung umgestellt wird. Und dass es sich behandeln ließe. Man denke da an Operationen, die die Nasenscheidewand richten oder Wucherungen entfernen, die in der Schleimhaut angewachsen waren.

Nasenpflaster und Anti-Schnarch-Öle

Wenn mit den zahllosen Produkten gegen das Schnarchen gearbeitet werden soll, empfiehlt es sich, mit den weniger kostenexzessiven anzufangen. Nasenpflaster zum Beispiel kosten nicht die Welt, bei einem Stückpreis von weniger als einem Euro. Ein Pflaster ist dazu weniger störend zu tragen als eine Binde um den Kopf und unter dem Unterkiefer. Über den Nasenrücken geklebt, bewirken Nasenpflaster, dass die Flügel der Nase durch die Biegung der enthaltenen Plastikstreifen etwas angehoben werden, mit dem Effekt, dass der Atemkanal im Innern erweitert wird.

Dadurch soll die Notwendigkeit für den Körper wegfallen, im Schlaf unerwünscht auf Mundatmung umzuschalten - worauf es ja zum Schnarchen käme. Ein medikamentöser Wirkstoff ist beim gewöhnlichen Nasenpflaster nicht in Verwendung, weshalb es nicht auf Rezept gekauft werden muss. Es mag aber Hersteller geben, die irgendeinen Wirkstoff unter dem Pflaster einsetzen, um eine zusätzlichen Effekt zu versprechen. Wie es ja auch Anti-Schnarch-Öle gibt für die äußere Anwendung, in dem Fall wird der Rachen- und Gaumenbereich damit bestrichen, um durch die Benetzung eine Straffung des Gewebes zu erreichen. Darin sind ätherische Öle enthalten, die auch in anderen Anwendungen eine Wirkung nachgesagt bekommen, die sich schwer wissenschaftlich nachweisen lässt.

Kampf der Rückenlage: Schlafweste und ein spezielles Kissen

Da bekannt ist, dass die Schnarcherei durch die Liegeposition auf dem Rücken gefördert wird, gibt es Rezepte, die dieser Schlafhaltung den Kampf ansagen und sie verhindern sollen. Eine Schlafweste ist eine anzulegende Vorrichtung, die einen Schaumkörper auf den Rücken schnallt und so verhindern soll, das wir auf diesem zu liegen kommen. In Seitenlage oder auf dem Bauch schlafend wirkt dieses Polster jedoch nicht dem Schlaf entgegen und sollte wenig stören.

Die Frage bleibt jedoch, ob ein Nutzer nicht durch wiederholte Versuche, sich auf den Rücken zu wälzen, was ja auch im Schlaf zu geschehen pflegt, durch den drückenden Fremdkörper aufgeweckt wird. Geschieht das immer wieder, wird man entnervt eher die Weste wieder ablegen, um durchschlafen zu können. In heißen Sommernächten ist es auch nicht jedermanns Sache, sich eine Weste umzuschnallen, unter der er schwitzen könnte. Ein Anti-Schnarchkissen verfolgt denselben Zweck wie die Weste mit Rückenwulst: verhindern, dass sich der Schlafende auf den Rücken dreht. Das geht entweder einfach über eine weitgehend formstabile Kontur der Kissenform, die alles außer Rückenlage zulässt, oder durch solche Versionen mit technischen Einbauten.

Da gibt es Kissen mit eingebauten Mikrofonen, die auf einsetzende Schnarchgeräusche reagieren, indem sie Luftpolster im Innern des Kissen befüllen und so den Kopf zu einer Lageveränderung zur Seite veranlassen. Der Vorgang geht so lange weiter, bis die Mikrofone kein Schnarchen mehr verzeichnen. Man kann sich denken, dass solch ein Hightech-Kissen eine eher kostspielige Art ist, sich das Schnarchen (hoffentlich) auszutreiben. Bei wirklich eingefleischten Schnarchern ist die Rückenlage längst nicht mehr der einzige Grund, dann lässt sich auch durch Vermeidung der Rückenlage am Schnarchen nichts mehr ändern.

CPAP-Maske, Spangen und Bissschienen

Gegen Atemprobleme während des Schlafens wird eine Atemmaske eingesetzt, die mit etwas Überdruck Luft zuführt. CPAP bedeutet "continuous positive air pressure" und kann dafür sorgen, dass die Atemwege offen bleiben und keine Aussetzer stattfinden.

Zu diesen kurzen Aussetzern kann es ja auch bei schwerem Schnarchen kommen, oft unbemerkt und folgenlos. Aber Maske Tragen im Bett? Mit dieser Beeinträchtigung wird man sich auch erst mal anfreunden müssen. Insbesondere wer klaustrophobisch veranlagt ist, wird die Maske vor dem Gesicht beklemmend finden. Im Fall einer Schlafapnoe ist aber wohl schon die Schwelle zu einem nötigen Arztbesuch überschritten. Immerhin sind solche Atemgeräte recht wirksam. Aber wie geht damit jemand um, der nicht ruhig auf dem Rücken liegen bleibt, sondern viele Positionswechsel in der Nacht durchführt - natürlich ohne dass bewusst zu kontrollieren?

Eine Maske und erst recht der Schlauch daran, bis zum Atemgerät selbst, können da in die Quere kommen. Entweder man wacht davon auf, oder der Schlauch wird zusammengedrückt und lässt keinen Luftstrom mehr durch, oder das Gerät fällt vom Nachttisch. Andere Geräte werden im Mundraum eingeführt, in der Hoffnung, dass sich dann die Flatterbewegungen verhindern lassen. Ein solches ist ein merkwürdiger Bügel namens Schnarchspange. Gegen Schlafapnoe wirkt die Spange natürlich nicht. Sie will lediglich dem Gaumensegel ein stützendes Korsett verpassen. Die Bissschiene, vornehmer "Unterkiefer-Protrusionsschiene" genannt, wird unterdessen über die Zahnreihen gelegt und erlaubt weiterhin Mundatmung, während jedoch der Unterkiefer in einer definierten Position festgehalten wird.

Dies geschieht durch Stege, die die Unterkieferschiene mit der für den Oberkiefer verbindet. Man verspricht sich davon, einer Verengung der Atemwege vorzubeugen.

Durch Feintuning lässt sich die Stellung der Bisschiene ziemlich individuell an die Erfordernisse ihres Trägers anpassen. Da hier ein Zahnarzt involviert ist, um das Ding einzupassen, dürfte sie ohne Krankenkassenübernahme eher teuer in der Anschaffung werden.

Wie wäre es damit, an sich zu arbeiten?

Wie das gemeint ist? Nun, die Gründe für Schnarchen können in Fehlentwicklungen persönlicher Art liegen, die selbst korrigiert werden könnten. Mit etwas Selbstdisziplin und Entschlossenheit. So spielt Übergewicht eine große Rolle bei der Neigung zum Schnarchen. Wir erinnern uns: im Gaumenbereich erschlaffen die Muskeln, auch hier zieht die Fettleibigkeit ein. Schwabbelndes Fleisch rasselt im Luftstrom. Es ist klar, dass bei einem übergewichtigen Menschen dies eher eintritt als bei jemandem mit Idealgewicht und trainiertem, muskulösen Körper, ohne ein Zuviel an Fettmasse.

Leider muss wohl auch Abstinenz an Alkohol und Tabak einziehen, denn diese sind als Faktoren für eine Neigung zum Schnarchen ebenfalls nicht wegzudiskutieren. Weiter wird Beruhigungsmitteln und Schlafmitteln nachgesagt, für die Erschlaffung des Gaumensegels mit verantwortlich zu sein. Der Gaumen und Bereiche der Zungen sind unterdessen empfänglich für ein Training, durch solch einfache Dinge wie Singen! Jetzt muss man sich nur noch die Frage stellen, ob eine Partnerschaft stärker durch nächtliches Sägen im Bett oder durch Singeinlagen während des Tages strapaziert wird.

Smartphone Apps für Überwachung und Training

Wenig überraschend gibt es unter den Apps für gängige Betriebssysteme von Smartphones auch solche, die sich gegen das Schnarchen einsetzen lassen. Überwachung ist hier alles. Die Apps können die Lagesensoren des Geräts dazu einsetzen, zu registrieren, wann ihr Träger in die Rückenlage überwechselt. Und dann wird natürlich elektronisch Alarm geschlagen. Manche Trainingsprogramme als Apps zielen darauf ab, den Anwender auf andere Schlafpositionen "umzuerziehen". Die Frage ist, wie viel Disziplin man aufbringt, ein ein solches Programm auch wirklich durchzuziehen.

Für den Hobby-Statistiker fallen jede Menge Auswertungsdaten an, die er sich in Diagrammen und Kurven etc anzeigen lassen kann. Faktoren wie Alkohol- oder Tabakgenuß können in eine solche App eingegeben werden und sich dann Zusammenhänge herauskristallisieren. Das Gute an einer solchen App ist, dass sie für gewöhnlich kostenlos bezogen werden kann. Apps halten sich nicht nur mit Schnarchbekämpfung auf, sondern wurden auch programmiert, um bei der Behandlung von Schlafapnoe mitzuhelfen. Hier hätte aber wohl ein Spezialist ein Wörtchen mitzureden, bevor der Nutzer sich mehr schadet, als er sich nützt.

Wenn alle Stricke reißen...

Zu guter Letzt gibt es da noch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs, der aber kaum wegen Schnarchens, sondern wegen Luftmangelproblemen während des Schlafes (Schlafapnoe-Syndrom) vom Arzt befürwortet werden könnten. Was, wie wir jetzt wissen, zusammenhängen kann. Entweder soll dabei das so nervig flatternde Gaumenzäpfchen verkleinert, oder Stabilisierungsmaßnahmen für einen ausgesprochen zu weichen Gaumen versucht werden.

Kompliziertere Eingriffe, die die Zunge über elektrische Impulse davon abhalten sollen, in den Rachen zu geraten und die Atmung zu blockieren, sind noch nicht ausgereift genug. Wie viel für den Kampf gegen das Schnarchen ausgegeben werden kann und soll, wird davon abhängen, was Ihnen der Frieden im heimischen Schlafzimmer wert ist. Um eine Beziehung zu retten, sollten auch aufwändige Maßnahmen vom Aufwand und Kostenfaktor her vertretbar erscheinen.